Wer einen Hund hat, möchte ihn oft auch mit in den Urlaub nehmen. Doch gerade bei Flugreisen gibt es einiges zu beachten: von der Wahl der Airline bis zur Frage, ob man dem Vierbeiner Beruhigungsmittel geben soll. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer sich einen Hund anschafft, steht vor Urlaubsreisen oft vor der Frage: Soll ich meinen Liebling mitnehmen? Wird er den Flug verkraften, und was muss ich bei der Mitnahme eines Hundes im Flieger überhaupt alles beachten? Für Halter bedeutet Fliegen mit Hund im Vorfeld vor allem viel Recherche. Denn für den Transport von Tieren in Flugzeugen gibt es keine allgemein gültigen Vorschriften. „Jede Fluggesellschaft hat eigene Regeln“, erklärt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen. Deshalb ist es wichtig, dass man sich vorab genau informiert, wie es die Wunsch-Airline bei der Mitnahme von Hunden hält. Die folgenden Tipps sollen dabei helfen, die Flugreise mit Hund zu planen und gut zu überstehen.
Einige Rassen, zum Beispiel Listenhunde und stumpfnasige bzw. kurzköpfige Tiere, werden von bestimmten Airlines gar nicht mitgenommen oder nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Kurzköpfige Hunde bekommen in Stresssituationen schnell Atemnot.
Die Lufthansa schreibt dazu in ihren Tierbeförderungsbestimmungen: Hunde, „die zu den stumpfnasigen Rassen gehören, haben anatomisch bedingt verengte Luftwege und damit einhergehend Atemnot. Der durch den Transport verursachte Stress oder hohe Temperaturen an Abflug-, Transfer- oder Zielflughafen können zu Kreislaufproblemen und damit verstärkter Atemnot führen. Ihr Tier kann dadurch ernsthafte gesundheitliche Schäden erleiden oder sogar während der Reise versterben.“
Zu den gefährdeten Rassen gehören unter anderen Boston Terrier, Boxer, Bulldogge, Mops, Pekinese und Shi Tzu. Manche Hunde sind aber auch aufgrund ihres Charakters oder mangelnder Erziehung eher weniger zum Fliegen geeignet. Am besten, Sie besprechen vorher mit einem Tierarzt, ob Ihr Hund fürs Fliegen geeignet ist und was Sie ggf. beachten müssen.
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Bei vielen Airlines ist die Anmeldung eines Tiertransports bis 24 Stunden vor dem Flug möglich. Am besten bucht man das Ticket trotzdem gleich mit dem eigenen, rät Birgitt Thiesmann, Heimtierexpertin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in München. Denn die Bestimmungen unterscheiden sich von Airline zu Airline. „Manche Fluglinien sind sehr tierfreundlich, andere weniger“, sagt Tina Hölscher, Tierärztin von Aktion Tier in München.
Bei der Mitnahme im Frachtraum empfiehlt die Lufthansa die rechtzeitige Ankunft am Flughafen: „Reisende sollten mindestens 60 Minuten vor Abflug erscheinen“, sagte ein Sprecher der Lufthansa. Außerdem sei es wichtig, dass Halter sich vor der Buchung über Ein- und Ausfuhrbestimmungen sowie Tierschutzbestimmungen im Reiseland informieren.
Die Preise für einen Tierflug richten sich nach Größe des Hundes und der Flugzone und liegen zwischen 50 und 380 Euro. Blinden- oder Behinderten-Begleiter dürfen meist kostenlos und in der Kabine mitreisen.
Damit im Urlaub keine bösen Überraschungen warten, sollte man sich rechtzeitig über die Einreisebestimmungen im Urlaubsland informieren. Von Land zu Land können etwa Leinen- und Maulkorbpflicht, die Liste mit verbotenen Hunderassen („Kampfhunde“) und erforderliche Behandlungen gegen Parasiten variieren. „Das Auswärtige Amt kann Hundehaltern dabei helfen und sie über die benötigten Papiere, Impfschutz und Gesundheitsbestimmungen des Reiselandes informieren“, rät Christina Nielsen von der Website mein-haustier.de. „Im Idealfall fängt man bereits ein halbes Jahr vor dem Flug mit den Vorbereitungen an.“ Die entsprechenden Dokumente sollte man beim Flug dann unbedingt bei sich tragen und idealerweise auch Kopien davon in einer Klarsichthülle außen an der Hundebox befestigen.
Bei Ausreise in ein Nicht-EU-Land sollten Tierbesitzer zudem die Wiedereinreisebedingungen in die EU und nach Deutschland (Tiergesundheitsnachweis, Impfschutz) kennen. Seit 2011 ist die Kennzeichnung eines Tieres mit einem Mikrochip oder einer Tätowierung innerhalb der EU Pflicht. Nähere Infos dazu erteilt der Zoll.
Kleinere Vierbeiner gehen häufig als Handgepäck durch und dürfen mit in die Kabine. Bei der Lufthansa etwa darf der Hund „in einer selbst mitgeführten Box in der Kabine transportiert werden“, wobei die Box nicht größer als 55 x 40 x 23 Zentimeter sein und inklusive Tier nicht mehr als acht Kilogramm wiegen sollte.
Große Hunde müssen bei den meisten Airlines wie Sondergepäck aufgegeben werden und kommen in den Frachtraum. Manche Airline hat dafür ihre eigenen Transportboxen, während bei anderen Fluggesellschaften ein Transportbehälter vom Halter selbst mitgeführt werden muss. Für Kampfhunde gelten meistens gesonderte Vorschriften, etwa die Mitnahme eines speziellen Käfigs.
Einige Airlines wie etwa Eurowings nehmen ausschließlich kleinere Hund mit, und das nur in der Kabine. Hartschalenbehältnisse für den Transport sind bei der deutschen Airline wiederum nicht erlaubt. „Die Tiere müssen in einer wasserdichten, bissfesten, verschlossenen, aber luftdurchlässigen Tasche untergebracht werden“, heißt es hierzu in den Bestimmungen auf der Eurowings-Website.
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Neben den oben genannten Maximalmaßen der Transportbox (die je nach Airline variieren können) ist es wichtig, dass die Box bissfest, wasserundurchlässig und ausreichend belüftet ist. Viele Fluggesellschaften, etwa Condor, machen Vorgaben, wie die Transportbox auszusehen hat. So muss das Tier in seiner Aufbewahrung stehen, sich drehen und liegen können. Sie muss über ausreichende Belüftung verfügen und ausbruchsicher sein. Außerdem darf nichts auslaufen. „Gut sind saugfähige Einlagen wie Badezimmermatten“, empfiehlt Tierärztin Tina Hölscher. In einem guten Fachhandel für Tierbedarf wird man Sie beraten, welches Transportbehältnis für Ihr Tier geeignet ist. Vor der Reise sollten auf der Hundebox der Name des Tieres, die eigene Adresse und die Telefonnummer gut lesbar angebracht werden.
Die Box sollten Halter schon vor der Reise in der Wohnung aufstellen, empfiehlt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. „So kann sich das Tier damit vertraut machen.“ Auch ein Leckerli kann man hin und wieder in die Box legen – so verbindet das Tier positive Dinge mit dem Transportbehälter.
Muss es bei Flugreisen im Frachtraum mitfliegen, sollten Tierbesitzer neben ausreichend Wasser und Futter einen persönlichen Gegenstand in der Box platzieren. „Das kann zum Beispiel ein T-Shirt sein, was nach einem riecht“, sagt Schmitz.
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Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen rät, den Vierbeiner zu Hause an die Box oder die Tasche zu gewöhnen. „Ich empfehle, dem Hund den Aufenthalt in der Box schmackhaft machen und ihn zu belohnen, wenn er hineingeht, dort bleibt und darin schläft“, bestätigt Heimtierexpertin Thiesmann. „Eine Schmusedecke und das Lieblingsspielzeug können das Tier durch den vertrauten Geruch beruhigen“, ergänzt ein Lufthansa-Sprecher.
Bevor es losgeht, sollte der Hund sich nochmal richtig auspowern, etwa bei einem längeren Spaziergang. Am Flughafen sollten Sie den Hund noch so lange wie möglich außerhalb der Box lassen, damit er vor dem Flug genug Bewegung bekommt. Beugen Sie Stress vor, indem Sie mit Ihrem Liebling spielen, ihn streicheln und beruhigen.
Beim Thema Beruhigungsmittel scheiden sich die Geister. „Aus tierärztlicher Sicht muss ich dringend davon abraten“, sagt Tierärztin Hölscher. Manche Substanzen lösen extreme Nebenwirkungen aus. „Wenn ein Vierbeiner im Frachtraum mit einem Kreislaufkollaps zu kämpfen hat, kann das ein Trauma zur Folge haben“, warnt sie.
Bei Reisen innerhalb Europas brauchen Hunde, Katzen und Frettchen den EU-Heimtierausweis. Er enthält unter anderem die Registriernummer des Tieres sowie den Nachweis der Tollwutimpfung – diese muss spätestens drei Wochen vor einer Reise innerhalb der EU erfolgt sein. Den Ausweis stellt jeder berechtigte Tierarzt aus. Einpacken sollte man auch den Nachweis der Hundehaftpflicht-Versicherung – ein Auslandsschutz muss in manchen Fällen vor dem Urlaub zusätzlich abgeschlossen werden.
Wichtig sind ein Erste-Hilfe-Set, Zeckenzange, Maulkorb, Kotbeutel, Leckerlis, Reisenapf und eine Flasche mit Trinkwasser. Hilfreich ist außerdem, sich vorher die Nummer eines Tierarztes oder einer Tierklinik am Urlaubsort zu notieren sowie die Notrufnummer der Haustierregister des Tierschutzbundes oder von Tasso. Vielen Hunden hilft es, wenn sie etwas Vertrautes von daheim dabeihaben. Das kann eine Decke, ein Körbchen oder auch ein Napf sein.
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Die Kosten für Flüge mit dem Hund können je nach Airline und Strecke stark variieren. So liegen die Kosten etwa bei internationalen Flügen bei Tuifly bei 40 Euro in der Kabine und 60 Euro im Gepäckraum. Das Mitnehmen von Tieren ist bei innerdeutschen Flügen mit 47,60 Euro in der Kabine und 71,40 Euro im Frachtraum etwas teurer.
Lufthansa hingegen berechnet zwischen 50 Euro (innerdeutsche Strecken) und 110 Euro (interkontinentale Routen) in der Kabine, im Frachtraum entsprechend 80 oder 190 Euro. Kleine Tiere unter 8 kg kosten 35 Euro.
Wichtig: Viele Airlines berechnen nochmal etwas extra, wenn das Tier erst beim Check-in angemeldet wird. Man sollte sich also schon frühzeitig kümmern.
Infos rund ums Haustier finden Sie übrigens auch auf www.petbook.de
Wenn es irgendwie möglich ist, sollten Besitzer ihrem Hund den Flug lieber ersparen. Bereits lange Autofahrten sind vor allem für große Tiere besser zu verkraften. Problematisch wird es vor allem bei Mittel- und Langstreckenflügen. Wer bedenkt, wie anstrengend sie für Menschen sind, kann ableiten, was sie für Tiere bedeuten. Wenn die Tiere während des Fluges mal müssen, geht das nur in ihrer Box. „Da alle Hunde aber sehr darauf achten, ihr Lager sauber zu halten, wird dies wohl nur geschehen, wenn die Not ganz groß ist“, sagt Kopernik.
Wenn sich die Flugreise mit dem Tier nicht vermeiden lässt, rät Sarah Ross, Heimtierexpertin der Tierschutz-Stiftung Vier Pfoten, auf jeden Fall zu einem Direktflug. „Je kürzer der Flug, desto besser.“ Die maximal vertretbare Flugdauer hänge individuell vom Tier ab. Im Frachtraum reisende Hunde seien wegen Wartezeiten, Lärm, Druckunterschieden, Klima, Bewegungsmangel und der Trennung von der Bezugsperson hohen Belastungen ausgesetzt. Kleine, leichte Hunde, die als Bordgepäck reisten, könnten immerhin Kontakt zum Besitzer halten.