Vom Strand der Philippinen in die Regale deutscher Küchen – diesen Weg legen Produkte der Neurieder Firma Warimex zurück. Für das Recyceln von PET-Flaschen, die einst Plastikmüll im Meer waren, hat das Unternehmen mehrere Auszeichnungen erhalten.
Ob Frühstücksboxen, Trinkbecher, Geschirr oder Einkaufskörbe – die Neurieder Firma Warimex stellt eine ganze Produktpalette aus wiederverwerteten Plastikflaschen her. Diese waren einst Müll im Ozean und wurden an Stränden auf den Philippinen eingesammelt. Als „einmalig in Deutschland“ beschreibt Firmengründer Michael Schmiederer das Konzept, an dem das Unternehmen drei Jahre gearbeitet hat und für das es in diesem Jahr mehrere Preise erhalten hat.
Recycling ist kein neues Konzept und auch die Wiederverwertung von Plastikflaschen wird bereits praktiziert. Problematisch ist das jedoch bei Produkten, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, erklärt Schmiederer. Diese dürfen nämlich keine Giftstoffe enthalten, was bei Polypropylen-Kunststoffen der Fall sei. Es eignet sich nur Polyethylen, besser bekannt als PET, woraus klassische Plastikflaschen bestehen. Da 95 Prozent der PET-Flaschen in Deutschland jedoch wieder zu Getränkeflaschen werden, sei es hierzulande schwer, an den Rohstoff zu kommen.
„Wir haben uns gefragt: ,Wo gibt es Müll, der nicht recycelt wird?’“, beschreibt Michael Schmiederer den Gedankengang des Unternehmens. Hängengeblieben ist die Firma bei den Philippinen. Dort gibt es Gruppierungen, die Sammelaktionen von Plastikflaschen organisieren, erzählt Geschäftsführer Tobias Schmiederer. Vor Ort erhalten die Menschen für die gesammelten Flaschen Gutscheine für Essen oder andere Produkte, die den Lebensstandard verbessern sollen.
Anschließend kommt das „Ocean Bound Plastic“, wie die gesammelten Stoffe genannt werden, nach Europa. „Hier werden sie gesäubert und zerkleinert“, erläutert Michael Schmiederer. Übrig bleiben kleine weiße Kügelchen. „Man kann sich das etwa vorstellen wie bei einer Heißkleber-Pistole“, beschreibt der Firmengründer die Herstellung der Produkte. Die Kügelchen werden erhitzt, geschmolzen und in die gewünschte Form gespritzt.
„Dieser Becher etwa besteht aus zwei PET-Flaschen“, sagt Schmiederer und präsentiert stolz einen DJ-Bobo-Becher, wie er unter anderem bei dessen Auftritt im Europa-Park im Januar benutzt wurde. „Pro Becher werden 138 Milliliter Rohöl und 360 Gramm CO₂ eingespart“, nennt Tobias Schmiederer einige Zahlen. Die Firma Warimex lässt täglich 100 000 Becher aus „Ocean Bound Plastic“ herstellen.
Momentan arbeitet Warimex dafür unter anderem mit einer Firma aus Düsseldorf zusammen – aus Dundenheim stammen nur die Ideen, produziert wird an anderen Standorten. „Wir suchen noch nach Firmen“, sagt Michael Schmiederer. Für viele Fabriken sei es aufwendig, ihre Maschinen auf „Ocean-Bound“-Material umzustellen. Der Firmengründer hofft auf Partner aus der Region, um die Transportwege möglichst gering zu halten.
Besonders freuen sich Tobias und Michael Schmiederer darüber, dass ihre „Ocean- Bound“-Produkte „sogar von Weltstars verwendet werden“. Welche das sind, dürfen sie noch nicht verraten. Doch sie deuten an, dass nicht nur DJ Bobo an Merchandise-Produkten interessiert ist, die aus Plastik aus dem Meer bestehen. „Wir haben sehr viele Anfragen“, sagt Michael Schmiederer.
Einige Nachteile bringt das „Ocean-Bound-Plastic“ jedoch mit sich: Es ist etwas poröser als herkömmliche Kunststoffe. Deshalb werden zum Beispiel die Einkaufskörbe, die Gewicht aushalten müssen, mit anderen Materialien verfeinert. Darüber hinaus sind transparente Produkte nicht möglich. Durch die Sonneneinstrahlung wird das Plastik, wenn es als Müll auf dem Meer treibt oder am Strand liegt, milchig. Damit man dies nicht merkt, werden die Produkte stets eingefärbt – „mit klimaneutralen Farben“, hebt Michael Schmiederer hervor.
Neurieds Bürgermeister Tobias Uhrich zeigt sich beeindruckt von der Idee der Firma Warimex. „Wir in Neuried sind stolz darauf, dass wir so ein innovatives Unternehmen vor Ort haben“, sagt er. „Es ist auch schön zu sehen, dass drei Jahre harte Arbeit belohnt werden“, so Uhrich weiter und kündigte an: „Wir bestellen jetzt Glühwein-Becher mit Neuried-Logo.“ Das beliebte Getränk werden die Neurieder auf den Weihnachtsmärkten künftig also aus Behältern genießen, die einst als Müll in Südostasien die Umwelt verschmutzten.
Auf der weltgrößten Messe für Haushaltswaren, der „Ambiente“ in Frankfurt, ist die Neurieder Warimex-Gruppe Anfang Februar mehrfach ausgezeichnet worden. Ihre Marke „Awave“ mit den „Ocean-Bound-Plastic“-Produkten erhielt den „Kitchen Innovation Award“ und den Titel „Best of the best“. „Das ist die höchste Auszeichnung, die man erhalten kann“, freut sich Michael Schmiederer. Er hat das Unternehmen 1982 zunächst als Ein-Mann-Betrieb gegründet. Heute arbeiten am Standort in Dundenheim mehr als 100 Mitarbeiter auf 40 000 Quadratmetern. Warimex ist mit 34 Marken weltweit aktiv.